Seduction Freestyle
Mein Neues Pferd im Stall ist der von OK-Modell vertriebene Bausatz von Pilot.
Erstflugfoto noch ohne Motorhaube zwecks besserer Kühlung für den neuen Motor.
Mit einem Preis von € 222,-- ist der Baukasten sicher nicht zu den Schnäppchen zu zählen, was sich aber in der kleinen Schachtel verbirgt ist schon mal ein richtig dickes Lob wert. Allerfeinstes, ausgesuchtes und leichtes Balsa ist Grundlage für die in Laser-Cut-Technologie hergestellten und passgenauen Teile. Ein reich bebilderter Baustufen-Plan ersetzt die Bauanleitung und sollte den Bau ohne Schwierigkeiten ermöglichen.
Einen Dekorsatz hab ich (und andere) schmerzlich vermisst.
Der Preis für den Bausatz ist aber angesichts der Holzqualität aus meiner Sicht gerechtfertigt.
Mein ursprünglich für die Madness georderter YS 63 wurde einem Klubkollegen und Freund für Testflüge in einem Diamant no Limit zu Verfügung gestellt. Der hat ihm dann gleich so gut gefallen, dass er ihn gleich im Modell gelassen hatte und ich mir einen weiteren bestellte. Die Erfahrungen mit dem YS63 werden demnächst in der Motorenecke erscheinen. Die bisher gemachten Erfahrungen sind verheißungsvoll.
Ein (leider schlechtes) Bild des Bausatzes ist auf der Homepage von www.okmodel.de zu sehen.
Herstellerangaben:
Spannweite: 1345mm
Länge: 1395mm
Flächeninhalt: 35dm²
Motor: 6,5~10cc Herstellerangabe
Baukasteninhalt:
Balsa und Sperrholzteile Laser-Cut
Motor- , Kabinenhaube und Randbögen als Tiefziehteile.
Alufahrwerk mit weißen Kunststoffradschuhen.
Motorträger, Tank und Kleinteile wie Schrauben und Einschlagmuttern.
Nicht enthalten waren Räder, Anlenkungsteile und Scharniere. Diese mussten gesondert mitbestellt werden. Was ich aber gleich dazusagen muß, ist daß diese Teile in der Einführungsaktion im Preis inkludiert waren, so die Auskunft von OK. Anlenkungsteile und Räder waren zum Zeitpunkt meiner Bestellung leider vergriffen.
Der Bau geht dank der passgenauen Teile recht zügig voran. Einzig allein mit den Flächenrandbögen (Tiefziehteile) konnte ich mich nicht anfreunden, was mich dazu verleitet hat sie aus Balsa herzustellen. Bespannt wurde das Teil aus einer Mischung von Ora-Light und Ora-Cover Bügelfolie. Der Bereich des Motorspantes wurde mit einigen Rovings verstärkt. Den beigelegten Motorträger habe ich nicht verwendet, weil ein Robbe-Ersatz (NR: 7640 (F40+45) passt genau auf den Seduction und hat 56 statt 82 Gramm. Es brauchen nicht einmal neue Löcher gebohrt werde. Meine Besorgnis, dass der schwerere Motor durch einen Akku im Heck (oder durch Bleizugabe) kompensiert werden müsste hat sich nachträglich als falsch erwiesen. Servos in Standardgröße im Heck reichten bei mir um ohne große Probleme auf den angegebenen Schwerpunkt zu kommen.
Ausstattung:
Motor: YS FZ63 (4Takter mit 10,24 cc)
Prop: APC 13x4 W
Empfänger: R-149 DP
Servos:
Höhe: C4855
Seite: C4855
Quer: 2x 9601
Gas: FS 500
Und gestern (1.April) war es dann soweit, der Erstflug stand an -und der Flug sollte sich als kein Aprilscherz herausstellen.
Preflight-Checks waren absolviert, der Motor noch ziemlich fett eingestellt, ging's ans Abheben.
Eine 12x7 APC war montiert, weil ich dachte, dass müsse die richtige Latte für den Flieger sein, aber weit gefehlt, mit Halbgas war das Modell schon viel zu schnell. Zuerst ein paar Kurven um sich ans Modell zu gewöhnen, alles mit Viertelgas, und zuerst mal eintrimmen. Eingestellt waren volle Ausschläge mit 50% Expo auf Quer und Höhe. Das Teil ist extrem wendig, Querrudervollausschlag bringt explosionsartige Rollen. Wir hatten leider einiges an Wind, sodass ein ordentliches Einfliegen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurde.
Nachdem die 12x7 Latte für meinen Geschmack absolut nicht passend war, hab ich noch eine zweite Latte (13x4W) ausprobiert, die ich gerade dabei hatte. Wesentlich besser kann ich nur sagen.
Motorsturz und Seitenzug sind durch den Spannt eigentlich schon angepasst, ich nehme an, dass dies für 6,5er Zweitakter in etwa passt für den 63er ist es aber bei weitem zu wenig. Auf Viertelgas eingetrimmt steigt das Modell bei kurzem Vollgas ordentlich in den Himmel. (längeres Vollgas möchte ich dem neuen Motor derzeit noch ersparen). Werde also bei meinen nächsten Flügen mit mehr Motorsturz probieren. Beim Seitenzug verhält sich das ähnlich, allerdings in weit weniger starkem Ausmaß. Der angegebene Schwerpunkt ist für den Erstflug in Ordnung, damit fliegt der Seduction ohne große Überraschungen.
Die Landung stellt auch kein wirkliches Problem dar, trotz einiges an Seitenwind ließ er sich butterweich aufsetzten.
Nachtrag Winter 2002/2003:
Ein fader Winter ohne Modellflug hat auch seine positiven Seiten. Jetzt komm ich dazu die im Sommer liegengelassenen Modellflugthemen wieder aufzuarbeiten.
Also es geht weiter: Viele Flüge und einen Rumpfbruch später sieht's folgendermassen aus:
FLUGZEUG:
Ich hab mich lange gefragt, was das nun für ein Modell ist: Funflyer oder Mini-F3A. Nun ja, ich denke weder noch, ein Hybride also; Warum - darum:
Reaktion auf die Ruder: Mit einem Funflyer hat er die Quirligkeit gemeinsam, er reagiert unheimlich flink auf die augenscheinlich schmalen Querruder, allerdings natürlich mit höherer Grundgeschwindigkeit. Grund dafür dürften unter anderem die leichten Flächen und deren Gewichtsverteilung sein.
Grundgeschwindigkeit: Er lässt sich nicht ganz so langsam fliegen wie z.B. eine Madness. Scheint aber bei der veränderten Flächengeometrie und einem wesentlich dünneren Profil logisch.
Abrissverhalten: Gerissene Rollen kommen wie aus der Pistole geschossen, fast angsteinflössend, ich meine jedes Mal, jetzt zerlegt's den Flieger. Gut ich hab auch schnelle Servos auf Seite und Höhe, das mag wahrscheinlich auch recht kräftig mithelfen.
Messerflug: Na ja, das Messer mag er nicht so gerne, beim Abstützen mit Seite will er Richtung Rücken drehen. Vielleicht ist die V-Form bei mir missraten, vielleicht liegt es aber auch an der Flächenverteilung des Seitenleitwerks. Soll heißen es muss kräftig auch an Quer geknüppelt werden.
Torquen und Hovern: Mit diesem Modell hab ich's einfach noch nicht heraußen. Mit scheint es mit diesem Modell viel schwieriger als mit meinem Snapstick, der hier die Gutmütigkeit in Person ist. Soll nicht heißen, dass es nicht geht, aber mir scheint es wesentlich schwieriger. Vielleicht ist es auch der etwas kürzere Leitwerkshebel - oder nur mangelnde Übung.
Präzision und F3A-Flugstil: Grundsätzlich tendiere ich zur Meinung, dass dies die hauptsächliche Domäne (neben 3D) des Fliegers ist. Mit einer 12x7 APC lässt sich das Modell schon sehr F3A-mäßig fliegen, vorausgesetzt es ist nicht windig. Es lassen sich durchaus präzise Flugfiguren in den Himmel zaubern, von einer 2Meter Maschine ist er aber weit entfernt, zuviel muss ausgesteuert werden.
3D: Die Grenze setzt der Pilot, leider bin ich noch nicht allen Standardfiguren mächtig, das kommt aber hoff ich noch.
MOTOR:
Mein neuer 63erFZ hat mich am Anfang fast arm gesoffen. Ein Tank reichte gerade mal für 6-7 Minuten. Jetzt, nachdem er schon einige Liter durch hat stieg die Flugzeit bei magerer, aber immer noch leicht fetter Einstellung auf ca. 20 Minuten an. Die Leistung des 4-Takters ist echt berauschend, ich möchte meinen er kann locker mit einem ordentlichen 10er Zweitakter mithalten, mit dem Vorteil eines wesentlich besseren Drehmoments in den unteren Drehzahlbereichen. Um aber nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen sei auf die Nitroanteile im Sprit verwiesen. Unter 15% Nitro hab ich den 63er nicht betrieben.
Die Lärmwerte mit einer 13x4W bei 10600 rpm liegen mit ca. 80 dBA (in 7m) mit Motorhaube in einem vernünftigen Bereich - wohlgemerkt mit dem originalen Dämpfer. (ohne Motorhaube hatte ich ca. 83 dB) Der Schub an dieser Latte ist gewaltig, genauso die Bremswirkung in Abwärtspassagen. Es lassen sich verblüffende Landeanflüge nach folgendem Muster fliegen: 20 Meter vor der Landebahn senkrecht zu einem Turn hochziehen, im Sturzflug bei gedrosseltem Motor kurz vor dem Boden ziehen und kurz nach Pistenrand aufsetzen - sieht Klasse aus. Welcher Zweitakter schafft das?
Feldkirch im April 2002 und Nachtrag Winter2002/2003